Und nur weil die Lust und Schönheit mancher Augenblicke vergessen lässt, soll all dies ein Leben lang ganz und gar unwichtig sein?
Mein Wort für den heutigen Tag: „Lebens-Grund-Erfahrungen“.
Der Lauf der Zeit
Und nur weil die Lust und Schönheit mancher Augenblicke vergessen lässt, soll all dies ein Leben lang ganz und gar unwichtig sein?
Mein Wort für den heutigen Tag: „Lebens-Grund-Erfahrungen“.
"Nur wir Verletzten hören die Schönheit und sehen die Weite…und wir behaupten uns immer wieder als Rätsel…"1
"…überzählig in den goldenen Städten
und im grünenden Land…"2
…ausharrend und den Gedanken, sie beschreibend, wie sie kommen und gehen, sich anvertrauend, um das Glück und Leid allen Erkennens schmecken zu lernen? Es sind die Splitter der je eigenen Welt, aufgezeichnet, in gewisser Weise, auch für die Welt da draußen. Doch dies – es kann nicht anders sein – bedeutet immer Einsamkeit.
1 Peter Handke: "Über die Dörfer"
2 Ingeborg Bachmann: "Exil" (Gedicht)
Des Windes Stille
auf weitem Feld –
dies ist kein Ort, kein Land mehr
für Worte, die bleiben.
Es fliehen in Windes Eile
die letzten davon.
Nacht: Findest du nicht, dass viel zu viel (und viel zu oft völlig grundlos) von dir und in deinem Namen gesprochen wird?
Wahrheit: Mag sein, aber wie es aussieht, genügt es nicht mehr, dass alles Mögliche einfach nur da ist; es muss auch wahr sein, damit es geglaubt werden kann. Und wenn dann erst mal so ein richtig fester Glaube entstanden ist, kommen immer mehr Wahrheiten hinzu…
Nacht: …und dann wird wahr gemacht, was später niemand mehr wahr haben will, nicht wahr? Aber nun sag endlich: Was an dir ist denn nun das Wahre, das ein jeder unbedingt glaubt, verkünden zu müssen?
Wahrheit: Alles, alles ist wahr bei mir, seit jeher, so wie alles frei ist bei der Freiheit oder schön bei der Schönheit…
Nacht: …schon gut! Aber du sagst ja selbst, dass es so viele Wahrheiten gibt, täglich neue?
Wahrheit: Ich sage nur, dass die Wahrheit wahr ist – nicht mehr und nicht weniger.
Nacht: Und woher weißt du das und wie bist du zu diesem Wissen gekommen?
Wahrheit: Ich weiß es allein durch mich selbst, allerdings nicht, auf welche Weise dies geschehen ist.
Nacht: Und das ist wirklich wahr?
Wahrheit: Aber ja – wie könnte ich lügen?
Nacht: Die Wahrheit kann nicht lügen?
Wahrheit: Wer weiß? Wenn alles möglich ist, dann ist es natürlich auch möglich, dass…
Nacht: …nicht alles möglich ist, ich weiß. Aber das ist jetzt alles bestimmt wieder nur eines deiner Sprachspiele, nicht wahr?
Wahrheit: Klar, was sonst?
Nacht: Jetzt mal im Ernst: Kannst du nun lügen oder nicht?
Wahrheit: Wenn’s der Wahrheitsfindung dient?
„Jener gute alte Grieche (Lysander = 4. Jh. v. Chr.) sagte, die Kinder spielten mit Knöchelchen und die Männer mit Worten.“ 1)
„…dass ich nur als ein Fragender und Unwissender spreche…Ich lehre nicht, ich berichte.“ 2)
1) 2) Michel de Montaigne: „Essais“ Manesse Verlag, Zürich 1992 (8)
Die Nacht verbirgt, beschützt und offenbart zugleich die Geheimnisse als unverratbare Rätsel.