Novembernacht-Splitter

„Sie wandern in dicken Nebeln an dem mit Schilf bewachsenen See: aber niemals werden sie sich ohne den Gesang zu der Wohnung der Winde erheben.“
Ossian (Schottischer Barde 3. / 4. Jh.) über: „Die Geister der Toten“

Die Nacht verbirgt, beschützt und offenbart zugleich die Geheimnisse als unverratbare Rätsel.

Eine Philosophie, die entstanden wäre, ohne die Dunkelheit der Nacht (sowie diese an und für sich) zu kennen, hätte vermutlich weniger Wahrheitsmöglichkeiten als eine, die vom Tageslicht nichts wüsste – glaubt ein Nachtmensch.
Warum also nicht von Zeit zu Zeit, von Nacht zu Nacht den nie versiegenden Wahrheiten all der unerzählten Geschichten folgen und von Wort zu Wort, von Frage zu Frage, von Sehnsucht zu Sehnsucht, von Schmerz zu Schmerz, also von Tag zu Tag voranschreiten?
Nie fraglos und – als mitspielender Spielverderber – allein das Verlieren zu Weg und Ziel erklären, weil doch sogar die Liebenden in jedem Fall verlieren?
Doch wäre das nicht gerade so, als käme es nur darauf an, die Niederlagen genießen zu lernen?
Am Ende also kaum mehr als resignativer Zynismus des (oder der) mit sich selbst Beschäftigten, angesichts der vielen Millionen, die nichts (mehr) oder nie irgendetwas zu verlieren haben oder hatten?
Wieviel verzweifelte FREIHEIT als „Einsicht in die Notwendigkeit“ (Friedrich Engels) ist nötig, um nach einer der Niederlagen einfach liegen zu bleiben; und sei es nur, um dem nächsten Niederschlag zu entrinnen, also ganz und gar nicht den interessierten Einflüsterern zu folgen, ein „guter Verlierer“ zu sein?
Indessen: Nur wenn und indem gegen jegliche Interpretation (oder gar Instrumentalisierung) der FREIHEIT wegen begründeten Ideologieverdachts ermittelt und Einspruch erhoben wird, mag und kann es gelingen, den ihr einst zugedachten Begriff, als einen mit sich selbst identischen, zu bewahren und jeder Herrschaft des Menschen über den Menschen, wie sehr sie sich auch moralisch ummäntelt, mit unnachgiebigem Widerstand zu begegnen.
In Anbetracht der jeglicher Herrschaft förderlichen und willkommenen „schweigenden Mehrheit“ wird deutlich, weshalb es vom Schweigen schon im Alten Testament hieß, dass es Gold sei. (Für all die „Gaucks“ und sonstigen Werte-Händler)