bookmark_borderNachtnotiz 7

Die Nacht – sie kann auch Ort sein, Zufluchtsort unstillbarer Sehnsucht – utopisches Verlangen nach dem unvergleichlichen, wenigstens Ewigkeit vortäuschenden, Augenblick.

Jedem Anfang wohnt ein Ende inne – der Zauber täuscht nur darüber hinweg; hierfür ist er geschaffen und immer wieder neu erfunden worden: als Zauberkunst, der Kunst der Täuschung, der scheinbaren Verwandlung, der (Vor-)Spiegelung.

Beschreibe gefälligst, was da ist und wie es (dir) geschieht. Gefalle (dir) wenigstens darin, nicht gefällig sein zu wollen. Wiederhole nicht(s), sondern finde wieder! Also: „Geh zu jenen. die dich nötig haben!“ Rahel Varnhagen

„Raucher sterben früher“ steht auf der Zigarettenpackung. Doch genauso gut könnte darauf stehen: „Raucher sterben später“. Denn beide Aussagen sind innerhalb der Logik von Raum und Zeit nicht beweisbar, also sinnlos.

„Die Zahlen“, so heißt es, „sprechen eine andere Sprache.“ Es ist eine Sprache, in der nichts erzählt werden kann und die, gedankenlos, nichts zu erzählen hat. Und so scheitert die Vermessung der Welt Tag für Tag am Unberechenbaren.

bookmark_borderNachtnotiz 6

Die Traurigkeit gehört nicht nur zum Leben, sie kennzeichnet es wesentlich. Und sie nimmt vom ersten Augenblick teil an jeder Freude, jedem Glück und begleitet, freundlich lächelnd, das vergebliche Bemühen, festzuhalten, was zum Verweilen weder gedacht noch geeignet ist. „Zeit ist Frist“, bekannte Heiner Müller einmal „auf der Heimfahrt“ in einem traurigen Gedicht.

Aber / kein „aber“ – die Gedanken ergeifen mich, indem ich sie ergreife und begreife, dass wir unzertrennlich sind, solange es uns gibt, ganz so, wie gute Freunde, Gefährten, manchmal Liebende.

bookmark_borderNachtwege

Unerfindlich, die Wege der Nacht

doch geeignet,das Weite zu suchen

und fragend den Tag zu begleiten:

wie mag es wohl sein

wahr oder falsch – unerheblich

jedenfalls nichts versprechend

ohne Trost oder schamlose Hoffnung

einfach da, einfach anders, nur Leben?

bookmark_borderRegennacht

Es hat aufgehört zu regnen, und ich schließe das Fenster…

Es hatte zu regnen aufgehört. Ich schloss das Fenster und betrachtete die Unschärfen eines jener Bilder, wie sie beim Blick durch Fensterscheiben, an denen Wasser herunterrinnt, entstehen. Lange, sehr lange ist das nun schon her. Was bleibt? Die Deutung der Bilder, Zeichen und Symbole als Botschaften und die Entdeckung der Freiheit in den unberechenbaren Zwischenräumen.Folge“richtig“ also berechenbar mag dagegen sein, dass das Unrecht – in letzter Instanz – frei gesprochen wird..