Logische Nacht(Grenzen)

Dass etwas möglich ist, schließt ja nicht aus, dass es nie eintreffen wird. Was also möglich war, kann – rückblickend –  nicht mehr möglich (geworden) sein; und umgekehrt: was unmöglich schien, geschah doch. Die vergehende Zeit erst setzt die Logik (nachträglich) in Gang, der Verstand sie, wie es ihm gefällt , außer Kraft. Wenn alles möglich ist, so schließt dies – logisch – auch die Möglichkeit ein, dass eben nicht alles möglich ist.

Unsere Sprache “erlaubt” solche und ähnliche, paradoxe Formulierungen: “Ich gebe dir mein Wort, dass ich jedes dir von mir gegebene Wort brechen werde.” Alle Bemühungen, diese, nach dem Muster des “Ur-Paradoxons” des Epimenides (der lügenden Kreter) gebildeten, widerspruchsvollen Sätze sprachlogisch oder mathematisch aufzulösen, müssen bislang damit leben, letzten Endes in sich selbst nicht widerspruchsfrei zu sein, oder sein zu können?!

Und so kann es geschehen, dass die Sucher und Erfinder nicht immer alles restlos verstehen, was sich ereignet, wenn ihre Beobachtung das Verhalten des zu Beobachtenden verändert… (Die Quantenphysik und ihre Konsequenzen sind geradezu exemplarisch für das Denken an den Grenzen, auch denen der Sprache und “ihrer” Logik.)

Es scheint an der Zeit, dass nicht nur Mathematik und Logik sondern WIR, DIE SPRECHENDEN, DIE SPRACHE als durchaus lebhaftes und “lebendiges Wesen” behandeln, mit dem Recht auf ein widersprüchliches Eigenleben, wie jedes andere Lebewesen auch, um schließlich dahin zu gelangen, das Fehlen unwiderruflicher Wahrheiten besser zu ertragen.

Das Zerbrechliche ist unzerstörbar; es trägt die Zerstörung bereits als Möglichkeit in sich.