Auf dem Bogenhausener Friedhof in München: das Grab von R. W. Fassbinder, ein schlichter Stein, auf den jemand einen kleinen, herzförmigen Stein gelegt hat. „Das hätte ihm sicher gefallen.“ Außerdem dort zu entdecken: Liesl Karlstadt (rotes Herz), Walter Sedlmayr (Auge des Geistes), Helmut Fischer, die Familie Herburger und natürlich Erich Kästner. Leise Gefühle der Verbundenheit mit allen, ohne auch nur einen persönlich gekannt zu haben. Der „Geist der Toten“, wie er seit Jahrtausenden überall auf der Welt lebendig geblieben ist; es scheint ihn hier tatsächlich zu geben, als das, was plötzlich fühlbar herüberdringt und auch nur an Orten wie diesem spürbar werden kann.
Autor: Lutz Neumann
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Die heile Welt, soweit sie nicht das Unheil selbst ist, befördert es, indem sie es verschweigt
Wenn etwas klar wird, etwa als Erkenntnis, verschwindet das Erkannte für einen Moment hinter dem Glanz des Erkennens, der es überstrahlt, und – Gedankensprung – die Angst vor dem Unbekannten wird allein besiegt durch die Sehnsucht danach
Auf welch unterschiedliche Weise man vom Weg abkommen kann, zeigt sehr schön das Wort „VERGEHEN“…
Und ein weiteres Mal: verzweifelte Stille, die laut werden will, die immer noch stillere Schreie verhüllt, gleichzeitig die Angst, dass die Schreie verstummen und die Stille ganz leer, unzerstörbar gefriert. Das TOTENREICH – was für ein gewaltiges Wort für das Nichts!
Wer am alltäglichen Wahnsinn nicht zu Grunde gehen will, dem bleibt nichts übrig, als ihm auf den Grund zu gehen.
bookmark_borderWahrheit?
All die vielen Wahrheiten und all das, was ihnen als Wirklichkeit jeweils zu Grunde liegt bzw. sie für „wirklich wahr“ behaupten – es ist am Ende die eigene Wahrheit, die (er)zählt, und nicht zuletzt so, dass man möglichst damit leben kann.
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Und zwischen den Räumen: weit geöffnete Türen, am Abend und in der Nacht. Vereinzelt bedecken Kleider den glänzenden Boden, nur kurze Zeit später vom Mondlicht erfasst. Erst dann verdunkelt sich alles für „wahre“ Gefühle, bis wieder ein Tag die Stille vertreibt, die in den Räumen schlafwandelte. Am Horizont, so fern er auch sein mag: unzerstörbar bewegende Sehnsucht.
bookmark_borderEntschluss
Aufzustehen, hinauszugehen und jeden Schritt, oder wenigstens die meisten Schritte als unwiederholbaren und – im Moment – unersetzlichen Teil des eigenen Lebensweges zu beachten – das wäre durchaus ein guter Plan und ein lohnendes Ziel, „das Weite zu suchen“.