Selbstgespräch in der Lichtzeit

“Das Gewicht der Welt” (Peter Handke): nach eigenen Maßen abwägbar und aufgezeichnet spürbar, Tag für Tag, als Lauf der Bilder, Worte und Geräusche, später in der abendlichen Lichtzeit, wenn im Haus die Stille wartet. Sie erzählt mir nur von sich; darin hat sie große Kraft. Wir verstehen einander und schweigen nach einiger Zeit. Etwas später verlasse ich sie, um irgendwann wieder zurückkehren zu können.

Warum lächelte, vorhin auf dem Gehweg, die Entgegenkommende mir zu? Oder habe ich möglicherweise, ohne es zu bemerken, zuerst gelächelt? Dann wäre ihr Lächeln nur die Antwort gewesen? Aber warum eigentlich “nur”? Und wie hätte diese Begegnung an irgendeinem anderen Tag, aus dem Blickwinkel von Beiden, ausgesehen?

Was wäre heute alles anders, wenn der und jene an einem “bestimmten” Tag, zu einer bestimmten Zeit nicht genau diesen Ort aufgesucht hätten? Und warum schleicht sich hier förmlich das Wörtchen “bestimmt” ein, wo es sich, von Fall zu Fall, doch nur um Zufall handeln kann? Welche Vorstellung lässt sich mit dem Satz von Anselm Kiefer verbinden, dass “die Dinge auf ihren Zusammenhang warten” würden? Wie wird etwas und einer ein anderer? Wie bin ich geworden, der ich bin? Wie zufällig ist das, was ich als meinen Weg kenne? Kenne ich ihn überhaupt?

Wann habe ich zuletzt meinen Händen dabei zugeschaut, wie sie etwas tun? Wer erreicht sie? Wen und was erreichen sie? Tun sie, was ich will? Wollen sie, was sie tun? Oder sind sie (schon wieder:) “nur” Werkzeuge, wie alle anderen Körperglieder und die Organe auch? Dann wäre der rege Neuronenverkehr im Gehirn zwischen den Zellen nichts anderes, als die lautlose Werkzeugsteuerungs-Anlage, also das Werkzeug zur Inbetriebnahme der Werkzeuge? Aber – so könnte ich mich, fragend, vielleicht beruhigen – haben die Hände nicht vor einiger Zeit mal “da oben” (wie in Ottos wundervollem Sketch) Bescheid gesagt, man möge sich freundlicherweise merken, wie sie das gerade gemacht hätten, damit sie nicht sinnlos Energie vergeuden müssten, um es immer wieder von Neuem zu erlernen? Und was wäre ich ohne meine Hände, beim Sichten der alltäglichen Handlungen da draußen, hier drinnen?