Wenn ein Märchen zu Ende erzählt ist, wenn auf der Schlusseinstellung eines Films der Abspann zu sehen ist, wenn der Schiedsrichter mit dem letzten Pfiff das Spiel beendet oder sich die Schauspieler auf der Bühne ein allerletztes Mal verbeugen, ehe das Saallicht angeht und sich auf nächtlicher Straße eine Gruppe von Menschen in verschiedenen Richtungen voneinander entfernt … Also, immer dann, wenn etwas vorbei ist und noch nichts in Sicht, was schon wieder Anfang genannt werden könnte, trägt uns das soeben Erlebte eine Zeit lang in den Tag oder in die Nacht und ermöglicht – wie vielleicht nur dann – ein Nachsehen, auch bei uns selbst, als Besinnung und Innehalten, als zeitloses Erinnern an namenlose Heimat. Und der Nachhauseweg erhält mit einem Mal ungewohnte Aufmerksamkeit.
Autor: Lutz Neumann
Siehe auf der Website "Der Lauf der Zeit" sind öffentlich sichtbar
bookmark_borderWinternacht
Klirrende Worte
ans Fenster-Eis gehaucht
Winternacht-Scherben
und möglicherweise der Mond
über der Straßen Bahn.
HALLENDE ABSÄTZE im Hof:
so gehst nur DU
und ich suche
die Nähe des Fensters.
bookmark_borderFrei
Die Gedanken sind / das (der) Denken(de) ist immerhin frei genug, um für möglich halten zu können, dass dies auch eine Illusion, ganz anders oder schlicht falsch sein kann.
bookmark_borderVom Zweifel
Erkenne Deinen Sinn und Deine Aufgabe; bezweifle ihn und sie, bleibe ein Unsicherer!
bookmark_borderNovembernacht
Letztes Gehen
der Absätze Takt und Ton
Nachtballett durch Regenschleier
aufbewahrt für verspätete Klagen
erfrorener Astern
auf unnahbarem Spiegelgesicht.
Die Nähe der Worte
einander belauschend
zum Schweigen gebracht
vom Gleichmaß des Regens
einer Novembernacht.