bookmark_borderFragen

Was seit jeher fraglich ist, mag fraglich bleiben; was seit jeher fraglos galt, muss fraglich werden.
Welches sind die Bedingungen, die es erlauben, etwas als fraglos gültig anzusehen? Ist der fragende Blick der sprachlichen Formulierung der Frage vorzuziehen oder ihr unterlegen? Was ist eine Frage? Ist dies eine Frage? Wie gelingt es – denkend – ständig so zu tun, als ob es fraglos möglich sei, Sätze, Aussagen, gar Antworten unbefragt aneinanderzureihen, etwa zu einer Erzählung oder gar zu einem Roman? Aber wie oft gelingt es tatsächlich?
Oder leben wir in einer Zeit der Fraglosigkeit, weil wir in einer Zeit der Fragwürdigkeit leben?
Sind ehrliche Fragen nur solche, deren Antwort vor der Fragestellung unbekannt war? Wie war es bei dieser Frage? Fragen wir nur, um mehr wissen oder erkennen zu können? Wie ist das Fragen entstanden? Und Fragezeichen bezeichnen was?
Was ist das? Was willst du? Was bedeutet dein fragender Blick?
Gibt es Fragen ohne die Sprache? Kann es eine Sprache geben, die ohne Fragen auskommt? Gibt es wirklich mehr Antworten als Fragen? Ist diese Frage überhaupt beantwortbar?
Können wir uns so befragen, dass wir uns in den Antworten selbst erkennen? Was könnte das Ziel des Fragens sonst sein, und wenn ein solches nicht zu entdecken ist: warum fragen wir immer wieder danach? Ist alles nur da, um es nach genauerem Hinsehen für sinnlos zu halten? Bewegen sich meine Fragen von mir weg oder zu mir hin? Darf ich so weiterfragen oder muss ich so weiterfragen? Sind meine Fragen verständlich?

bookmark_borderNachtkind

Hör, wie die Nacht dein Schweigen tröstet
und wie die Stille dich berührt.
Sieh, wie das Kind im Traume lächelt
und dich ganz zu dir hin entführt.
Frag, so wie Kinder manchmal fragen:
warum es hell und dunkel ist
wieso wir nachts nur träumen dürfen
wenn es auch anders möglich ist?

bookmark_borderLeben

Von Wort zu Wort, von Sehnsucht zu Sehnsucht, von Nacht zu Nacht, von Schmerz zu Schmerz voranschreiten? Und nie: fraglos.

Ewiges Zweifeln, verzweifelndes Sehnen, Verwerfen und Wiederholen, Verfluchen, Flüchten und der Versuchung widerstehen, die Vergeblichkeit herbeiwünschen und anerkennen, vertrauen und misstrauen, verwünschen und nie, nie: erhoffen! Mit dem Schlimmsten rechnen und darauf nie gefasst sein; denn es gibt nur dieses eine fragwürdige Leben, um die richtigen Fragen ausfindig zu machen.

bookmark_borderAbend

Alles Wesentliche kommt aus der Stille und mündet dort auch wieder: zeitlose Heimat des Schweigens, wie sie zwischen Worten, Sätzen, Gedanken oder Menschen aufleuchtet, vergänglich und unzerstörbar im gleichen Atemzuge.
Es mag sein, dass das Schweigen in unserer geschwätzigen Zeit die größtmögliche subjektive Freiheit bedeutet, als Rückzug und gleichzeitiger Angriff auf die Sinnlosigkeit durch Besinnung: alles mag umsonst und längst zu spät sein, aber noch nicht sofort und jetzt – Selbstmordverhinderungsstrategie oder Annäherung an Wahrheit – heute wahr – heute war ein Tag – nicht gut, nicht schlecht, doch erlebenswert.